Wie Griechenland Milliarden versenkt
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Kaputtschino
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Wie Griechenland Milliarden versenkt
von Kaputtschino am 24.10.2010 02:10Wie Griechenland Milliarden versenkt
Eine Zulage fürs Händewaschen, eine Prämie, wenn man pünktlich zur Arbeit kommt, freie Tage, die 28 Stunden dauern - bei den griechischen Staatsbetrieben herrschen bizarre Zustände. Die staatlichen Unternehmen rutschen seit Jahren immer tiefer in die roten Zahlen. Jetzt will Athen handeln.
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ATHEN. Die von Jahr zu Jahr wachsenden Verluste dieser Unternehmen haben wesentlich zur Schuldenkatastrophe des Landes beigetragen. Jetzt muss die Athener Regierung unter dem Druck der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Notbremse ziehen: Gehälter sollen gekürzt, Zulagen gestrichen und die Betriebskosten drastisch gesenkt werden.
Sondervergütung fürs Kopieren
Inspektoren der EU-Statistikbehörde Eurostat prüfen seit vergangener Woche in Athen die Haushaltsbeschlüsse 2006 bis 2009. Die Überprüfung ist offenbar komplizierter als gedacht. Nachdem Eurostat die Ergebnisse zunächst am Freitag präsentieren wollte, hieß es gestern in Brüssel, die neuen Defizitzahlen würden möglicherweise erst Mitte November vorliegen. Fest steht aber jetzt schon: Griechenland muss voraussichtlich die Defizitquoten der betroffenen Jahre erneut nach oben korrigieren. So dürfte der Fehlbetrag 2009 statt der bisher genannten 13,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) 15,4 Prozent erreicht haben. Experten fürchten sogar ein noch höheres Minus. Die erneute Revision ergibt sich unter anderem aus den Verlusten der Staatsbetriebe, die jetzt erstmals in die Staatsschulden eingerechnet werden.
Vor allem unter der abgewählten Regierung des konservativen Premiers Kostas Karamanlis sind die staatlichen Unternehmen immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Ihre Schulden wuchsen von 5,6 Mrd. Euro bei Karamanlis? Amtsantritt 2004 auf 13,1 Mrd. Euro Ende 2009. Bei fünf großen Staatsunternehmen reichen die laufenden Einnahmen nicht einmal, um die Personalkosten zu bestreiten. Denn die sind immens. Die Beschäftigten der elf defizitärsten griechischen Staatsunternehmen verdienen im Schnitt pro Jahr 40 772 Euro. Das Durchschnittsgehalt in der Privatwirtschaft beträgt dagegen nur 19 147 Euro.
Über die Jahrzehnte haben die Gewerkschaften den griechischen Staatsbediensteten Dutzende von Zulagen und Prämien erstritten, mit denen sie ihr Grundgehalt nicht selten um 50 Prozent aufbessern. Die Bedienung eines Fotokopiergeräts wird ebenso gesondert vergütet wie die Arbeit am Computer. Für die Busfahrer der Athener Verkehrsbetriebe beginnt die Arbeitszeit nicht etwa, wenn sie im Depot erscheinen, sondern sobald sie ihre Wohnung verlassen. Außerdem bekommen die Fahrer eine Zulage von rund 80 Euro im Monat für das Warmlaufenlassen der Motoren. Für die Techniker der Stadtbahngesellschaft ISAP gibt es einen Bonus in Höhe von vier Prozent des Grundgehalts - fürs Händewaschen. Jobs bei dem Unternehmen sind heiß begehrt: Das Durchschnittsgehalt beträgt satte 56 554 Euro pro Jahr. Aktenkundig ist der Fall eines ISAP-Bediensteten, der sein Grundgehalt von 3 908,81 Euro mit Zulagen und Überstunden auf 8 675,30 Euro zu steigern verstand.
http://www.handelsblatt.com/politik/international/staatsbetriebe-wie-griechenland-milliarden-versenkt;2677178